Reuter RDR52 D2

Ein kleiner Testbericht

oder wieviel "Empfänger" braucht man?

Da ich seit vielen Jahren in Kurzwellenhörerkreisen unterwegs bin, habe ich beiläufig einmal etwas von der Firma Reuter gehört. Die Empfangsgeräte wurden hoch gelobt. Zu einer Anschaffung kam es jedoch nicht und das Thema wurde beiseite geschoben.


In der Zwischenzeit habe ich allerlei Empfangsgeräte ausprobiert. Meist sogenannte Weltempfänger. Auch wenn diese Weltempfänger durch moderne DSP-Technik mittlerweile erstaunliche Leistungen erbringen, so richtig zufrieden war ich nie. Angesicht eingezogener SDR-Technologie scheinen diese Geräte langsam etwas aus der Zeit gefallen zu sein. Leider beschränkt sich leistungsfähige SDR-Empfangstechnik im bezahlbaren Bereich meist auf computerunterstützte Lösungen. Eigenständige und zugleich leistungsfähige standalone-Geräte sind bis heute teuer in der Anschaffung. Nun mag mancher einwerfen, dass es bei den üblichen Verdächtigen doch preiswerte Empfänger gibt. Das mag insoweit stimmen, ist man bereit Abstriche bei der Qualität und Empfangsleistung zu machen. Ich hatte selbst Testgeräte aus chinesischer Produktion in meinem Funkshake zu Gast. Fast keins dieser Geräte konnte auch nur annähernd überzeugen. Die unter Bezeichnungen wie "ATS 25 max Decoder" usw. laufenden Geräte versprechen viel, halten jedoch wenig. Oft erzeugt die verbaute Elektronik derart starke lokale Störungen, dass nur mit abgesetzter Antenne überhaupt Empfang möglich ist. Softwarefehler und Abstürze sind an der Tagesordnung. Etwas moderater verhält es sich mit den Malahit-Nachbauten. Diese funktionieren meist besser und die Hardware ist ausgereifter. Für einen wirklich guten Malahit aus chinesischer Produktion bezahlt der geneigte Käufer aber auch schnell 500 Euro und mehr.
Faszinierend und leistungsstark sind SDR-Empfänger, welche per Computer mit entsprechender Software arbeiten. Auch hier sind teurere SDR klar im Vorteil. Rechnet man dann Gerätepreis und die Kosten für einen entsprechenden Computer zusammen, kommt schnell eine beachtliche Summe zusammen. Diese RTL-Sticks mag es preiswert geben und dazu passende Computerlösungen müssen nicht teuer sein. Dennoch, wer z. B. einen ELAD FDM-S2 arbeiten gesehen hat, will nicht mehr zurück. Alleine die höhere Abtastrate macht riesige Unterschiede beim Empfang aus.


Was bleibt nun auf dem aktuellen Empfängermarkt an standalone-Geräten übrig, insbesondere wenn es bezahlbar bleiben soll? Liegt der Schwerpunkt eher auf Frequenzen bis 70 MHz fallen die zahlreichen Breitbandempfänger aus der Auswahlliste. Selbst Geräte wie der AOR-DV1 sind zudem denkbar schlechte Kurzwellenempfänger, obwohl sie rund 1400 Euro kosten. Weitere Breitbandempfänger von AOR kommen bei Preisen von 5000 Euro und mehr wohl nur für Profis in Frage.
So kommt ein Empfänger von Reuter in die engere Auswahl. Ich habe mich für einen RDR52 D2 entschieden. Er erfasst den Bereich bis 71 MHz und durch das Zusatzmodul UKW, Flugfunk, 2 Meter Amateurfunk. Auf noch höheren Frequenzen ist Empfang von DAB+ möglich. Das Gerät arbeitet mit 16 Bit ADC. Per GPS erfolgt ein Frequenzabgleich. Über WLAN kann das Gerät mit einem Computer verbunden werden. Der Hersteller verweist ausdrücklich darauf, dass eine sehr gute Verbindungsqualität erforderlich ist.


Im Lieferumfang befindet sich ein Eingabestift für den Touchscreen, ein passendes Stromversorgungskabel, eine GPS-Antenne mit langem Kabel und die WLAN-Antenne. Eine Anleitung liegt nicht bei. Ich habe das Handbuch über einen Druckdienst im Internet herstellen lassen, denn ganz ohne Anleitung kommt man bei so einem relativ komplexen Gerät nicht aus. Als Netzteil verwende ich ein lineargeregeltes Trafonetzteil mit 12 Volt bei 2 Ampere.
Als Antennen kamen bisher eine 40 Meter lange Windom-Antenne und eine Discone-Antenne zum Einsatz. Speziell für 2 Meter und Flugfunk liefert mein vorhandener Rundstrahler für 2m/70cm gute Signale. Die Antennenanschlüsse an der Rückseite des RDR52 sind als BNC ausgeführt.


Für 1700 Euro erhielt ich ein einwandfrei verarbeitetes Gerät in der genannten Ausstattung. Auf silberne Metallknöpfe habe ich verzichtet. Reuter bietet noch verschiedene Optionen an, die in der Software nach Bezahlung freigeschaltet werden. Wer will kann den RDR52 zu einem kleinen Transceiver ausbauen lassen. Die aktuelle Firmware gibt es zum Download samt Übertragungssoftware, leider nur für Microsoft Windows. Die Steuerung des RDR52 per Computer funktioniert mit HDSDR. Reuter stuft diese Funktion ausdrücklich als experimentell ein!


Nach dem ersten Einschalten des Gerätes befindet sich alles in Werkseinstellungen. Wer bereits mit SDR-Software zu tun hatte oder Geräte wie einen ICOM IC-7300 bedient hat, findet sich vielleicht ohne Anleitung schneller zurecht. Der Bildschirm ist hell und scharf. Durch die Größe des Bildschirms sind die Bedienflächen teilweise recht klein. Um so erstaunlicher ist, wie gut sich alles mit dem Eingabestift bedienen lässt. Dennoch blieb mir ein gelegentlicher Blick in das Handbuch nicht erspart. Hat man das Gerät einmal völlig „verkonfiguriert“ und weiß nicht mehr weiter gibt es sogenannte „Undo-Level“. Dort entscheidet man, wie weit man die Konfiguration wieder zurücksetzen möchte. „0“ ist dann die Werkseinstellung.


Die Anzeige hält viele Informationen parat. Als Funkamateur schätze ich die Anzeige von S-Stufen. Das Signalspektrum wird sehr detailliert dargestellt. Die Anzeige des Spektrums arbeitet sehr schnell. Auch kleinste Signale sind nicht nur zu hören sondern auch zu sehen. Wir sprechen hier immerhin von einem Empfänger in Messgerätequalität. Dazu passt der präzise arbeitende Tune-Regler.

Die beiden Lautsprecher an der Frontseite liefern einen guten Klang. Die Lautstärke fällt etwas gering aus. Bei voller Lautstärke kommt es zu Verzerrungen.

Was leistet nun der Empfänger nach einigen Tagen Ausprobieren an verschiedenen Antennen? Hier eine kleine Auswahl vom 3.5.2025 in den Mittagsstunden.

 

  • BBC 198 KHz mit S5
  • Polskie Radio 225 KHz  mit S7
  • Algerien auf 252 KHz mit S4
  • 374 KHz Bake
  • 431,4 KHz Bake
  • Kossuth Radio 540 KHz S6
  • Radio Dechovka 792 KHz S6
  • Radio Cesky Impuls 981 KHz S7
  • HCJB 5920 KHz S4
  • World Music Radio 5930 khz
  • Radio Mi Amigo International 6085 S4
  • BBC 17535 KHz S6

 

Erstaunlich ist dabei der insgesamt niedrige Rauschpegel. Störungen die vom Gerät selbst ausgehen konnte ich bisher nicht feststellen.
Im 2 Meter Amateurfunkband kamen mehrere OK-Stationen herein. Diese sind je nach Standort sehr stark. Aber selbst diese hohen Pegel brachten den Empfänger nicht an seine Grenzen. Ein Übersteuern ist nicht zu beobachten. Auch auf 144 MHz blieb das Rauschen trotz großer Antenne mit Vorverstärker auf niedrigem Niveau. So gelang  der Empfang einer italienischen Station mit Standort vermutlich Sardinien. Der Empfang weiterer deutscher Stationen erschien dann nur noch logisch.
Für das UKW-Rundfunkband fehlt mit eine passende Antenne. Mit der eher ungeeigneten Discone-Antenne kommen trotzdem viele Sender herein die sauber getrennt werden.
Auf DAB+ fängt die Discone-Antenne am Standort Weißnaußlitz bis zu 127 Sender ein. Je nach Bedingungen sind auch Polen und Tschechien zu hören.

Ein erstes Fazit nach wenigen Tagen. Mit dem Reuter RDR52 D2 erhält man aus meiner Sicht Technik der Spitzenklasse. Selbst an exponierten Standorten mit leistungsstarken Antennen arbeitet der Empfänger einwandfrei. Auch wenn das Gerät nicht gerade preisgünstig ist, ambitionierte Hörer die ausdrücklich keinen Breitbandempfänger benötigen, erhalten mit dem RDR52 wohl eines der leistungsfähigsten Empfangsgeräte für Frequenzen bis 70 MHz in diesem Preissegment. Auch auf 2 Meter zeigt das Gerät mehr als gute Leistungen.

Vorderansicht

Rückansicht

Der Bildschirm

Viele Funktionen auf relativ wenig Fläche. Dennoch gelingt die Bedienung recht gut.

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